Pfaundler -Station soll geschlossen werden !!!

Stand 5.12.2004

Die Gerüchteküche brodelte schon seit längerer Zeit : Die UNI-Klinik Münster will die Pfaundler-Station aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Aus den Gerüchten wurde leider bittere Wahrheit, mit einem baldigen AUS der Station ist zu rechnen, es ist höchste Zeit für uns, uns dagegen zu wehren und die Errungenschaft der letzten Jahrzehnte nicht opfern zu lassen ! Die Station muss unbedingt erhalten werden !!! Dazu einige Argumente:

1. Zurzeit stehen für die ambulante Behandlung der Mukoviszidose-Patienten drei auf Mukoviszidose spezialisierte Ärzte bzw. Ärztinnen zur Verfügung, die über langjährige Erfahrungen in der Behandlung dieser multimorbiden Patienten verfügen. Zwischen diesen und den mit der stationären Behandlung zuständigen Ärzten hat sich über die Jahre eine enge, zuverlässige, vertrauensvolle Kooperation entwickelt. Das Pflegepersonal ist mit den bei diesen Patienten notwendigen besonderen hygienischen Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe ) gut vertraut. Genau diese Erfahrung ist aber wesentlich mitentscheidend für die erfreuliche Verlängerung der Lebenserwartung der Patienten !

Es ist zu befürchten, dass bei einer Verlegung der Mukoviszidose-Patienten in eine andere Station dieser Standard nicht gehalten werden kann. Denn bei einer derartigen gravierenden Umstrukturierung des Behandlungssettings ist fest damit zu rechnen, dass Teile des Behandler- und Pflegepersonals ausgewechselt werden. Die notwendigen Kenntnisse, aber auch die Einsicht, dass die Lebenserwartung dieser Patienten von besonderen Hygiene-, Pflege- und Behandlungsmaßstäben abhängt, müssten dann erst wieder mühsam aufgebaut werden. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche auf einer Erwachsenenstation tatsächlich adäquat betreut werden können ???

2. Auf der Pfaundler-Station sind Mukoviszidiose-Patienten gemeinsam mit Kardio- und Krebs-Patienten stationär untergebracht. Auf der zukünftigen Infektionsstation jedoch lägen sie in direkter Nachbarschaft zu Patienten mit offener Tuberkulose oder AIDS. Damit wären sie einerseits selbst hochgradig gefährdet (durch die Tuberkulose-Patienten), gefährdeten aber gleichzeitig ihrerseits durch die für Mukoviszidose typische Besiedelung der Lunge mit häufig multiresistenten Problemkeimen die von AIDS Betroffenen.

3. Schon heute müssen Patienten aufgrund der Auslastung der Pfaundler-Station Wartezeiten bis zur Aufnahme in Kauf nehmen. Üblicherweise müssen sie sich am Morgen der geplanten Aufnahme versichern, dass auch tatsächlich ein Bett für sie frei ist. Dies gilt besonders für den Winter sowie für die Übergangsperioden in den Herbst- und Frühlingsmonaten. Denn die in diesen Jahreszeiten üblichen an sich banalen Atemwegsinfekte führen bei Mukoviszidose-Patienten regelmäßig zu Exazerbationen der chronischen Lungenerkrankung. In der Regel wird in diesem Fall eine vierzehntägige Behandlung mit intravenös applizierten Antibiotika notwendig, die stationär eingeleitet wird. Die für die zukünftige Behandlung in Aussicht genommene Infektstation enthält jedoch nur 4 Boxen. Die Wartezeiten werden sich also verlängern – jeder nicht sofort behandelte akute Infekt zerstört jedoch weiteres Lungengewebe und stellt damit eine Gefahr für diese Patienten dar. Besonders problematisch sind Wartezeiten für Patienten mit mittlerem und hohem Schweregrad der Erkrankung. Denn aufgrund ihrer sowieso schon sehr begrenzten Lungenkapazität führt jede infektbedingte weitere Einschränkung zu schwerer Atemnot und zusätzlichem Sauerstoffbedarf .

4. Trotz der Erfolge in der Behandlung der Mukoviszidose liegt das mittlere Sterbealter nach wie vor bei ca. 22 Jahren. Das heißt, der Schatten einer drohenden Verschlechterung liegt immer über ihnen. Jeder Infekt und damit jeder Krankenhausaufenthalt erinnert an diese grundsätzliche Gefährdung. Krankenhausaufenthalte sind darüber hinaus im Gegensatz zu akut Erkrankten von frühester Kindheit bis zum Tod fester Bestandteil des Lebensalltages von Mukoviszidose-Patienten. Deshalb ist es auch eine moralische Aufgabe, den Patienten Krankenhausaufenthalte nicht nur so leicht wie möglich zu machen sondern sie auch so zu gestalten, dass diese Tage der Zwangspause den Patienten zur physischen und psychischen Regeneration dienen. Die Regionalorganisation Münster wendete aus diesem Grunde erhebliche Spendenmittel für die Einrichtung der Pfaundler-Station auf. Diese Mittel wären im Fall der Verlegung der Patienten verloren.

5. Selbstverständlich kennen wir die finanziellen Probleme, die eine adäquate ambulante und stationäre Behandlung der Mukoviszidose-Kliniken aufwirft. Der Mukoviszidose e.V. setzt sich gesundheitspolitisch intensiv für eine Verbesserung der Abrechnungsmöglichkeiten ein. Zu fragen wäre allerdings, ob die Einführung der DRGs vor dem Hintergrund der Verdichtung der Liegezeit vieler Mukoviszidose-Patienten auf drei bis vier Tage dazu führt, dass die stationäre Versorgung der Mukoviszidose-Patienten inzwischen durchaus wirtschaftlich erfolgen kann. Die weitere Entwicklung wird man allerdings abwarten müssen.

 

Was können wir als Betroffene und Mitglieder der Regionalgruppe tun ???

Vor allen Dingen eins nicht: passiv abwarten, was passiert. Denn dann passiert genau das, was geplant ist:die Schließung der Station !!!.

Noch läuft der Entscheidungsprozess, noch ist es Zeit

- die betroffenen Ärzte anzusprechen

- der Verwaltung der UNI unsere besondere Situation klar zu machen und ihr zu vermitteln, wie wir als Menschen davon betroffen sind und das es originäre Aufgabe der Kliniken ist, für die Patienzen da zu sein

- sich mit den Krankenkassen in Verbindung zu setzen, um eine bessere Unterstützung der Station durchzusetzen

- die Öffentlichkeit zu informieren, Presse und Fernsehen

Das alles ist mit Mühe verbunden, manche Hemmschwelle muss überwunden werden. Der Erfolg aber ist diese Anstrengung wert !!!

Also, werdet aktiv, je mehr wir sind umso besser. Bei Fragen wendet euch an die RG.